- 12.01.2019
Ohje! Peinlich, peinlich, was uns eben passiert ist. Wir liegen auf dem Bett in unserem Zimmer und lachen uns schlapp! Gerade haben wir in das 5-Sterne Hotel ‘Santa Catalina’ in Las Palmas eingecheckt. Doch was davor geschehen ist – oh Mann, das wäre was für eine Komödie von Matthias Schweighöfer!
Ich glaube, ich muss nun aber erstmal etwas ausholen und der Reihe nach erzählen.
Heute ist Donnerstag und Kai (ein Freund aus München) und ich machten uns auf den Weg nach Las Palmas. Wir wollten uns zwei Tage lang die Stadt im Norden der Insel ansehen. Das passte aus mehreren Gründen. Zum einen waren wir zum Essen eingeladen – das nimmt man gerne mal mit (grins) – und zum anderen ist das Wetter im Süden gerade nicht so prickelnd.
Da wir noch einen Zwischenstop im Shopping-Center ‘El Mirador’ machen wollten, sind wir mit unserem knallroten Polo relativ früh losgefahren. Ich gehe da sicherlich mindestens einmal hin, wenn ich auf Gran Canaria bin. Oder ins ‘Las Terrazas’, was genau auf der anderen Seite der Autobahn liegt kurz vor Las Palmas. Ich kann es nicht erklären, warum ich dort so gerne einkaufe – vielleicht hat man in Urlaubsstimmung die nötige Ruhe zum Stöbern und Anprobieren. Oder es liegt an der riesigen Auswahl. Denn von Billigmarken bis hin zu nahezu allen bekannten Mode-Labeln ist dort alles vertreten – und das, zu wirklich guten Preisen! Es endet irgendwie immer damit, daß ich das Center vollbeladen mit Einkaufstüten verlasse.
So auch dieses Mal.
Nur diesmal hat Kai mindestens ebenso viel eingekauft. (Ich frage mich ehrlich, wie wir das Alles in unserem Reisetaschen verstauen sollen). Jedenfalls waren wir gleich so gierig nach unseren neuen Errungenschaften, daß wir uns gleich noch auf dem Parkplatz umzogen.
Das hätte man eigentlich filmen sollen. Zwei erwachsene Männer greifen ein Kleidungsstück nach dem anderen aus den Tüten, halten es sich an den Körper und erwarten ein „Wow, tolles Teil!“ vom Gegenüber. Echt wie zwei Teenager-Mädels! Kopfschüttel.
So wanderte nahezu jedes Stück erst aus der Tüte, dann an den Körper um schließlich entweder angezogen zu werden oder einfach auf unsere Reisetaschen in den Kofferraum geworfen zu werden. Als wir die Tüten mehr oder weniger erfolgreich geleert hatten, sah dieser dann dementsprechend aus. Dann noch die Tüten zusammengeknüllt und obendrauf geworfen, Kofferraumdeckel zu. Fertig!
Zufrieden fuhren wir schließlich zu unserem Hotel. Als wir durch einen kleinen Park zum Eingang kamen, staunte ich nicht schlecht, was sich da zwischen den ganzen – sagen wir mal – architektonisch eher weniger attraktiven Gebäuden für ein Juwel versteckt hatte. Denn das ‘Hotel Santa Catalina *****’ sieht sehr mondän aus. Ein Gebäude aus dem späten 19. Jahrhundert, mit verzierten Balustraden aus Holz, zwei anmutigen Ecktürmen links und rechts und mit vielen Planzen im Eingangsbereich. Das machte Eindruck! Ich war mir sicher, wenn der König von Spanien Juan Carlos nach Gran Canaria kam, dann wohnte er hier!
Nach dem Einchecken allerdings sind wir zurück zum Auto, gefolgt von einem älteren Pagen, der sich um unser Gepäck kümmern sollte. Hochprofessionell zuckte er nicht mit der Wimper, als er sah, worauf wir zusteuerten.Tja und dann mussten wir den Kofferraum öffnen……und ich war plötzlich ganz interessiert von der Parkanlage hinter mir. Ich kann Euch deshalb nicht sagen, wie professionell das Gesicht des Pagen bei DEM Anblick war.
Es ist jetzt halb neun – mittlerweile haben sich unsere Lachmuskeln wieder beruhigt – und wir machen uns zu Fuß auf den Weg zu unserer Essenseinladung in die Vegueta, der Altstadt. Das Hotel liegt übrigens genau in der Mitte zwischen der Vegueta und dem nördlichen Teil von Las Palmas, wo auch der Canteras Strand ist. Es sind sicherlich zwei Kilometer in jede Richtung. Wir entscheiden uns deshalb dann doch mit dem Bus zu fahren.
Als wir in der Altstadt ankommen, ist da schon ein heftiges Treiben. Direkt gegenüber vom Teatro Perez Galdos findet jeden Donnerstag in den engen Gassen das Fest „Vegueta me pone“ (die Altstadt macht mich an) statt.
Und das ist mal eine tolle Idee!
Um die Leute mehr in die Altstadt zu locken, haben sich nämlich alle Kneipen und Bistrobesitzer zusammengetan und jeden Donnerstag Abend gibt es ein Bier und ein Tapas für jeweils 2 Euro. Egal, wo man hinschaut findet man Theken, auf denen die verschiedensten Häppchen angeboten werden.
Und es funktioniert!
Die Leute strömen nur so herbei – und es sind nur Spanier!
Männer und Frauen im Alter von 18 bis 40 reden und lachen um die Wette. Eine Umarmung hier, ein Küsschen dort. Alles in ausgelassener Stimmung. Man sieht, sie genießen einfach das Leben.
Eigentlich wollen wir beide gleich hier bleiben, aber wir sind eh schon zu spät zu unserem Essen. Klar, daß wir danach gleich wieder hierher kommen!
Als wir in die Seitengasse biegen, wird es etwas ruhiger. Fast wären wir an dem Restaurant ‘Casa de Montesdeoca’ vorbeigelaufen, denn es befindet sich nicht, wie wir erwartet haben, vor dem Haus. Es ist in einem Innenhof eines alten, typisch canarischen Hauses. Uff, unsere Freunde sind noch nicht da. Gut, daß Spanier gerne auch später kommen.
Wir sind sofort ergriffen von der Ruhe, die hier herrscht. Die Beleuchtung passt zu der beruhigenden Musik, die im Hintergrund läuft. Die Tische sind großzügig verteilt, sodaß man nicht das Gefühl hat, der Nachbar würde einem praktisch auf dem Schoß sitzen. Hmm, wobei, kommt auf den Nachbarn drauf an… grins.
Wir werden mit typisch canarischem Käse mit einer Art Marmelade obendrauf verwöhnt. Danach kommen Chorizos und gegrillte Verduras (Gemüse) und weiß nicht was noch alles – und das waren nur die Vorspeisen!
Wir sind jedenfalls schon pappsatt und überlegen schon, ob wir den Hauptgang abbestellen sollen. Zu spät!
Und gut so!
Es gibt Fisch garniert mit Knoblauchscheiben. Verdammt riecht das gut. Na gut Magen, streng dich an, daß schaffst Du noch!
Voll bis zur Oberkante Unterlippe – es gab natürlich noch einen Nachtisch -, geht es wieder zurück zur „Vegueta me pone“. Es ist 22:30 Uhr und in den Gassen ist mittlerweile kein Durchkommen mehr. Man geht eindeutig später aus in Spanien. Die Gespräche und das Lachen haben an Lautstärke zugenommen und sind absolut ansteckend. Wir gesellen uns einfach dazu und sind sofort in mittendrin. Ein Bier nehmen wir auch noch gerne – aber für den Rest des Abends bekomme ich auch nicht nur die kleinste Tapas mehr runter! Ich glaube, ich werde nie wieder in meinem Leben etwas essen!
Ich weiß jetzt die Definition von ‘nie wieder’ – es sind genau acht Stunden!
Denn es ist der nächste Morgen und ich habe mich eben quer durch das Frühstücksbuffet gefuttert.
Jetzt geht’s los zu einer kleinen Stadtbesichtigung mit ‘Trip Gran Canaria’. Die nächsten zwei Stunden gehören wir Bruno Knudsen, der – auch wenn es sein Name nicht vermuten lassen würde – ein Canario ist. Wir erfahren eine ganze Menge über Columbus, der Gran Canaria als Ausgangspunkt für seine Exkursionen hatte, und über die Architektur der Häuser und wie sich Las Palmas zu dem entwickelt hat, was es heute ist.
Spannend fanden wir aber vor allem zwei Dinge: Einmal das Hotel Madrid, in dem der spanische Diktator Franco immer wohnte, wenn er in Las Palmas war. Daran würde man normalerweise vorbeilaufen, aber ein Blick hinein und insbesondere in den ersten Stock lohnt sich. Dann noch die Markthalle in der Vegueta. Witzigerweise ist die mir noch nie aufgefallen. Viel Obst und Gemüse gibt es hier – aber auch Fisch – naturgemäß habe ich es nicht so mit ‘Fischen’ – und der Geruch lässt uns dann doch recht bald weiterlaufen. Wir landen auf der Plaza Santa Ana und genießen die Sonne bei einem Cappuccino, wo Bruno uns zum Abschluß seinen Flyer gibt und ich ihm verspreche, ihn in meinem Blog zu erwähnen.
Nachdem wir uns von ihm verabschiedet habe, sind wir schließlich zum Canteras Strand. Ich will Las Palmas wahrlich nicht mit Rio oder Honolulu vergleichen – aber ein langgezogener, gebogener Sandstrand direkt in einer Stadt hat immer etwas Besonderes.
Wir flanieren die Strandpromenade entlang. Auf der einen Seite sonnen sich die Leute am Strand, spielen Beachvolleyball oder Beach-Fussball, auf der anderen Seite sind Restaurants und Cafés, in denen sich Einheimische wie auch Touristen die Vorbeilaufenden ansehen.
Oh, da sitzt ein geiler Kerl – schnell Brust raus, Bauch rein Max, ermahne ich mich, nicht zu gockelhaft wirken dabei, leicht lächeln, noch ein paar Schritte, einmal umdrehen… und… nix – er schlürft schon wieder gedankenverloren an seinem Café con leche.
Wir sind ganz am rechten Ende der Promenade angelangt. Das waren sicherlich zwei Kilometer und dabei sind wir irgendwo in der Mitte gestartet. Von hier hat man einen schönen Blick auf die ganze Bucht. Das ist echt ein langer Strand.
Aber jetzt sind wir auch irgendwie platt vom vielen Laufen. Was trinken und essen wäre jetzt ganz nett. Am äußersten Zipfel sehen wir das Restaurant ‘La Marinera’, das sieht doch nett aus.
Wir setzen uns draußen so nah wie möglich ans Meer. Wieso gibt es im Süden nur so wenige Restaurants, die direkt am Meer sind, frage ich mich. Eigentlich schade.
Wir entscheiden uns, das typischste aller spanischen Gerichte zu nehmen – eine Paella!
Ob wir eine Vorspeise wollen, fragt der Kellner. Kai und ich tauschen einen Blick und ich sehe, daß ihm das gleiche durch den Kopf geht wie mir. Wird das zu viel? Aber egal, wir nehmen Calamari friti und einen leckeren Wein dazu.
Natürlich hätten wir uns die Vorspeise verkneifen sollen. Denn wir schaffen nur die Hälfte von der Paella, die locker für vier Personen gereicht hätte. Immerhin war es mal eine richtig gute Paella, da kann man ja nicht immer sicher sein.
Mit vollem Bauch, mal wieder – ich muss so langsam auf meine Strandfigur aufpassen – machen wir uns auf den Weg zurück zum Hotel. Aber laufen wollen wir keinen Meter mehr. Da kommt uns der HopOn-HopOff Sightseeing-Bus gerade richtig – der hält nämlich auch direkt vorm ‘Santa Catalina’.
Es war eine gute Entscheidung.
Wir sitzen oben und genießen den Fahrtwind in der warmen Sonne. Schön, daß der Bus auch mal die Hügel rauffährt, so hat man einen Blick von oben auf die Stadt.
Als wir im Hotel ankommen wollen wir gleich in den Spa Bereich. Immerhin ist der im Zimmerpreis enthalten. Also springen wir raus aus unseren Klamotten, rein in die Badehosen und die Bademäntel drüber.
Das Gym und der Saunabereich sind in einem Nebengebäude gelegen. Das heißt, wir müssen in unserem Aufzug quer durch die noble Eingangshalle. Naja, denke ich mir, die ist normalerweise immer leer.
Normalerweise.
Natürlich nicht jetzt.
Eine Gruppe von sicherlich zwanzig schick angezogenen Damen und Herren stehen da. Am Abend findet eine Veranstaltung im Hotel statt.
„Flip, flop, flip, flop“, macht’s, als wir mit Latschen und Bademantel bekleidet an Frauen in Kostümen und Herren in Anzügen vorbeilaufen.
Dafür genießen wir dann den Spa-Bereich. Ich springe gleich in den Whirlpool, Kai geht in eine der 5 Saunen. Danach noch etwas plantschen im Swimming-Pool und relaxen auf der Liege.
Am Abend treffen wir uns wieder mit unseren Freunden. Diesmal witzigerweise genau dort, wo wir vorhin erst in den Sightseeing-Bus eingestiegen sind. Es ist die kleine Markthalle ‘Mercado del Puerto‘. Auch hier, wie gestern in der Vegueta, gibt es Tapas und Bier. Offensichtlich hat man sich gedacht, was in der Altstadt funktioniert, geht auch hier.
Es hat zwar nicht das Flair von der Vegueta, aber die Stimmung ist wieder toll. Und wieder hauptsächlich junge Leute, die hier ihren Freitagabend verbringen. Es ist eine willkommene Abwechslung für uns, dieses echte Leben der Canarios zu erleben.
Für unseren Absacker entscheiden wir uns für die Roof-Top Bar ‘Azotea de Benito’ bei der ‘Plaza de las Ranas’, die unweit des Teatro Perez Galdos ist. Roof-Top heißt hier im dritten Stock, aber nachdem alle Gebäude hier fast die gleiche Höhe haben, hat man einen schönen Blick auf die Bibliothek genau gegenüber oder auf die beleuchteten Türme einer Kirche. Es ist eine Chill-out Bar, wie ich sie liebe. Überall Lounges, die zwar um diese Uhrzeit natürlich belegt sind, aber wir finden dennoch ein Plätzchen.
Und das ist wieder genau so ein Fall. Hätten unsere Freunde aus Las Palmas uns da nicht hingeführt, wir wären niemals auf die Idee kommen, in das kleine Shopping-Center an der Plaza de las Ranas zu gehen, in den Fahrstuhl zu steigen und in den 3. Stock zu fahren. Wir hätten definitiv was verpasst. Die Azotea de Benito ist definitiv eine Tom-Empfehlung für Euch.
Und da sie genau neben der Vegueta liegt, kann man da sehr gut mal Donnerstags hingehen, wenn einem bereits die Füsse von Rumstehen bei der „Vegueta me pone“ schmerzen – aber Achtung, ab 10 Uhr wirds hier auch ganz schön voll.
Am nächsten Morgen heißt es dann Abschiednehmen von Las Palmas – und ich kann Euch sagen, ich wurde dort heftig angemacht – und zwar von der Altstadt!
Fazit von Kai und mir über Las Palmas: Nicht schwul – aber absolut Gay-friendly und sehenswert!
Liebe Grüße von Eurem Las Palmas-Max!