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Mario in Miami Beach

Mario in Miami Beach

11.04.2019

Mario’s USA Road Trip – Gay Miami Beach

 Montag

Hatte ich schon jemals in einem meiner Blogs erwähnt, daß ich diese frühen Flüge hasse? Ja, leider hieß es wieder einmal um 3:45 Uhr aufstehen. Immerhin stand mir eine spannende Reise bevor, für die sich das frühe Aufstehen absolut lohnt – denn es ging für drei Wochen nach Florida.

Und was alles auf dem Reiseplan stand: Miami, Orlando, Disney World, Universal Studios, Fort Lauderdale und das Gay life dort, Fort Meyers, die Everglades, CSD in Key West und der Norden von Florida!

Puh! Das war ein ganz schönes Programm!
Der Hauptgrund der Reise war der Besuch der größten Tourismusmesse in den USA – dem Pow Wow – wo wir von TomOnTour natürlich nicht fehlen durften. Edi (eigentlich Edwin) und ich wollten eine Woche vorher schon losfliegen und nach der Messe noch eine Woche zum Entspannen dranhängen.

Ich hatte mir vorgenommen, gleich im Flugzeug etwas vorzubereiten – immerhin hatte ich einen 10 stündigen Flug vor mir. Aber leider habe ich den Fehler gemacht, einmal kurz das Entertainment Programm zu checken – und dann Game of Thrones entdeckt…. das war’s dann auch schon mit meinen Ambitionen. (Es hätte ja eh noch nichts zu berichten gegeben).

Bei der Ankunft in Miami war gleich eines klar – Edi und ich werden uns totschwitzen. Losgeflogen bei 6°C in Düsseldorf – Ankunft bei über 30°C und 90% Luftfeuchtigkeit.

Zunächst – wie üblich nach einem langen Flug – muss man erstmal auf’s Örtchen. Aber diese ‘Partner-Toilette’ hat mich dann doch etwas in Erstaunen versetzt. Es sah echt nicht so aus, als ob da eine Zwischenwand geplant wäre. Naja, zur Erheiterung auf Facebook hat das Bild allemal gedient und will ich euch auch hier nicht vorenthalten.

Nach diesem Kopfschüttel-Moment ging es gleich zu Alamo – bei Auto Europe gebucht – um unseren Wagen abzuholen. Nachdem wir alle Fragen nach eventuellen Zusatzversicherungen abgelehnt haben (wir hatten schon von Deutschland aus ein rundumglücklich-Paket abgeschlossen) ging es in die Garage um den Wagen zu holen. Den Autoschlüssel sollten wir dann auch dort erhalten.

In der Garage herrschte ein reges Treiben – Autos kamen und gingen, Leute liefen durcheinander, aber ein Mitarbeiter führte uns zu dem Gang mit den Kleinwagen. Ja, wir hatten das kleinste Model gebucht – was mir mit Blick auf unser Gepäck jetzt doch etwas Sorge bereitete. Aber als der Einweiser uns zwei große Kerle sah, bot er uns gleich ein kostenloses Upgrade an. Ich glaube ja, er gehörte zur ‘Family’, so wie er Edi auf den Hintern blickte… hach, manchmal hat es durchaus Vorteile schwul zu sein.
Wir durften uns dann obendrein einfach einen der geparkten Wagen aussuchen. Einfach so! Beim Rausfahren aus der Garage wurde ein Code an der Scheibe des Wagens eingescannt und das war’s. Das war wirklich sehr komfortable und unkompliziert.

Wir fuhren gleich direkt nach Hollywood (ja, auch in Florida gibt es das), welches zwischen Miami und Fort Lauderdale liegt, da dort Freunde von Edi seit einigen Jahren wohnten. Ich war dankbar, daß wir ein Navi mitgenommen haben. Anders wäre die Fahrt über die 6-spurigen Highways, von denen immer wieder links und rechts Abfahrten abgingen, eine echte Herausforderung gewesen.

Gleich nachdem wir bei den Freunden ankamen und uns erstmal nach dem Flug und der Fahrt im Pool abgekühlt haben, fuhren wir zum Hollywood Beach. Auf der Strandpromenade flanierten die Menschen. Einige spielten noch Volleyball am Strand, andere saßen bereits in den zahlreichen Cafés und Restaurants. Vor einem mexikanischen Restaurant tanzten einige Salsa zu den Klängen einer Liveband – und das Montag abends!

Wir setzten uns vor ein etwas ruhigeres Restaurant – die leichte Abendbrise passte perfekt zum Sonnenuntergang. Die Portionen unseres Abendessens waren natürlich riesig. Ich weiß nicht warum, aber ich hatte einen unglaublichen Hunger – und mein Blackened Chicken mit Pasta Alfredo Style schmeckte klasse. Ich hätte mich am liebsten reingelegt.

Um elf Uhr kamen wir dann endlich ins Bett – nach 26 Stunden auf den Beinen! Aber gut so, dachte ich mir, man darf sich dem Jetlag einfach nicht hingeben.

Dienstag
Ich merkte nichts vom Jetlag! Ganz im Gegenteil, ich habe geschlafen wie ein Stein und bin erst um kurz vor zehn aufgewacht (in Deutschland war es vier Uhr nachmittags!). Alle anderen waren schon wach und warteten bereits mit dem Frühstück auf mich.
Gleich im Anschluss wollten Edi und ich auch schon los Richtung Miami und South Beach.

Um etwas mehr von der Gegend zu sehen, nahmen wir die A1A – die Straße die am nächsten am Atlantik nach Süden führte. Es dauerte nicht lange, da überholte uns ein Luxusauto nach dem anderen. An einer Ampel schaute ich nach links – ein strahlendweißer, hochglanzpolierter Bentley blendete mich – und ein sonnenbebrilltes Luxuspüppchen mit langen blonden Haaren saß am Steuer. Das war so stereotyp und klischeehaft, ich konnte mir regelrecht vorstellen, wie sie in bester Hollywood-B-Movie Manier vor einer Boutique anhielt und während sie lasziv ausstieg, ihre langen Haare nach hinten schleuderte, dann die verspiegelte Sonnenbrille etwas herunterzog um über den Brillenrand hinweg irgendeinem Kerl den Kopf zu verdrehen – ich verdrehte nur die Augen und blickte rüber zu Edi, der genau in diesem Augenblick zu mir schaute und den Kopf schüttelte.

Warum?
Weil rechts von uns ein strahlendweißer, hochglanzpolierter Ferrari stand. Am Steuer eine exakte Kopie der Blondine aus dem Bentley.
Als es grün wurde, überholte uns ein Mustang – auch wenn dieser rot war, brauchte ich nicht auf den Fahrersitz zu schauen – ich konnte mir auch so ausmalen, wer da wohl am Steuer saß.

Auf den ganzen 30 Kilometer Fahrt nach Miami – vorbei an Hochhäusern auf der einen Seite und dem Kanalsystem mit Yachten auf der anderen – sahen wir noch viele solcher Karossen, die sicherlich das vielfache eine normalen Jahresgehalts kosten. Ein Porsche war da eher noch die ‘billige’ Ausnahme.

Wir fuhren zum „Bayside Marketplace“ – einem kleinen Shopping und Restaurant Centre direkt am Hafen von Miami. Ich musste schließlich wieder meiner Sammelwut nachgehen und das Hard Rock Café T-Shirt von Miami kaufen.

Wir setzten uns in ein anderes Café direkt an der Bay. Es gab freies WLAN und wir nutzten die Zeit um mal zu sehen, was im Augenblick Gay-mässig in Miami angesagt war. Doch – Überraschung – im WLAN war eine ganz normale Schwule Suchseite gesperrt! Wegen “pornografischen Inhalten”! Hallo??? geht’s noch. Nur weil da ‘gay’ im Link steht, hat das ja wohl nichts mit Pornografie zu tun! Unglaublich. Da können wir ja froh sein, daß wir TomOnTour heißen – bei Gay On Tour wären wir wohl noch nicht einmal auf unsere eigene Seite gekommen.

Wir waren noch dabei, uns über diese Absurdität aufzuregen, als direkt vor uns ein „Gay and Lesbian“ Bus vorbei fuhr – ein sightseeing-Bus in Regenbogenfarben – der für das LGBT-Centre in Miami Werbung machte.

Da hat man sie wieder, die Zweigeteiltheit in den USA. Auf der einen Seite oberstrikt und dann andererseits diese offene Toleranz.

Wir nahmen dies aber als Zeichen an und sagten uns – na gut, wenn wir übers Internet keine Infos zum Gay-Leben in Miami bekommen, dann eben in diesem Center.

Das Zentrum befand sich in South Beach unweit des berühmten Ocean Drive. Falls ihr jemals nach Florida kommt, dann solltet ihr unbedingt diesen Ocean Drive entlanglaufen. Direkt neben dem Strandabschnitt gelegen, trennt er diesen von den Restaurants und Art Decó Gebäuden der Stadt. Hier laufen so viele schöne Menschen rum. Ein Sixpacknach dem andern, ein Muskelkerl nach dem anderen. Wir parkten in einer Seitenstraße und gingen erstmal in das LGBT-Centre. Bepackt mit Prospekten (die wir alle noch auswerten müssen für euch) ging es zum Gay-Beach von Miami. Der befindet sich direkt am Strand Ecke Ocean Drive / 12th Street. Die Kreuzung könnt ihr gar nicht verfehlen. Die Zebrastreifen auf der Straße sind in Rainbow-Colors und auch sonst sieht man hier einige Gay-Flaggen und andere Regenbogen-Gimmicks. Zudem befindet sich hier das Restaurant ‘Palace Bar’, das fest in schwuler Hand ist.

Miami ist wirklich die Stadt der Reichen und Schönen. Das merkt man auch hier am Strand. FKK ist natürlich verboten – aber auch wenn es erlaubt wäre, bin ich mir sicher, daß die ganzen Kerle eine Badehose tragen würden – wie könnten sie sonst die neueste Bademode zur Schau stellen?

Am Meer ist auch die unglaubliche Nachmittagshitze auszuhalten. Ein angenehmer Wind weht vom Atlantik heran, was die Sonne erträglicher macht – aber auch etwas gefährlicher – denn nach nur einer halben Stunde habe ich mir doch gleich den Nacken verbrannt.

Wir hatten eigentlich vor, uns die Art Decó Gebäude, für die Miami Beach bekannt ist, zu Fuss anzusehen – doch stattdessen sind wir schnell in unseren Wagen geflüchtet und haben dies bei voll aufgedrehter Klimaanlage bei einer Spazierfahrt gemacht. Es gab auch aus dem Auto heraus einige typische Fotomotive. Oldtimer, die am Straßenrand parkten, oder einen Rasta-Man, der auf seinem Segway eine halsbrecherische Fahrt auf dem Ocean Drive hinlegte.

Tja, was soll ich zu den ‘tollen’ Art Decó Häusern sagen… sagen wir mal so, mich haben sie jetzt nicht unbedingt vom Hocker gehauen. Ich hatte es mir vielleicht auch etwas verspielter vorgestellt. Hier habt ihr noch die besten Fotos, die wir gemacht haben.

Der Lincoln Boulevard war es dafür umso mehr. Wir hatten uns mit unseren Freunden im Restaurant ‘Nexxt’ zum Abendessen verabredet. Das liegt mitten auf dem Lincoln Boulevard, der – und das ist sehr außergewöhnlich für die USA – eine Fussgängerzone ist, die richtig schön angelegt ist mit vielen Palmen überall. Alle bekannten Kaufhäuser und Läden sind hier vertreten. Aber falls wir shoppen wollten, so sagten uns unsere Freunde, sollten wir lieber zur ‘Sawgrass Mills’ Shopping Mall fahren. Da wäre recht groß und man hätte mehr Auswahl.

Gegen mein Verlangen wieder Blackened Chicken Alfredo Style zu bestellen – ich hatte wieder einen mords Hunger – nahm ich einen kleinen Chicken Salad. Zumindest dachte ich, daß ich einen kleinen bestellt hatte. Denn die Portion war wieder sehr mächtig und mit den ganzen Saucen, die es dazu gab, habe ich natürlich wieder mehr gegessen, als ich wollte. Kein Wunder haben die Amerikaner ein ‘kleines’ Thema mit dem Gewicht.

Mittwoch
Wir nahmen uns den Rat unserer Freunde zu Herzen und beschlossen zum Shopping Centre ‘Sawgrass Mills’ zu fahren. Das lag ca. 20 Kilometer außerhalb von Fort Lauderdale.
Hatten unsere Freunde gesagt, daß wäre ‘recht groß’? Na, das war ja wohl die Untertreibung des Jahrhunderts – das Centre ist RIESIG! So groß sogar, daß es einen gratis Shuttle-Bus gibt, der ununterbrochen um die Mall fährt.
Eigentlich wollten wir nur paar T-Shirts und Shorts kaufen…
…eigentlich…
…denn eigentlich waren unsere Koffer schon bei der Ankunft voll…
Aber wie soll man sich auch gegen Sales-Angebote Zuhauf wehren können? Hier 30%, dort 50%…
ja, und irgendwie haben Edi und ich uns gegenseitig in einen regelrechten Kaufrausch hineinmanövriert.
Es war natürlich auch nicht hilfreich, daß wir gleich zu Beginn an einen Infostand sind, um einen Plan des Zentrums zu erhalten und uns die nette Dame auf ein Coupon-Heftchen aufmerksam gemacht hat. Das hat 10$ gekostet und dafür gab es dann auf die bereits reduzierten Sales-Preise nochmals Prozente bis zu 25%! Seid ehrlich, wärt Ihr da nicht auch schwach geworden?


So ist aus geplanten 2 Stunden Shopping ein halber Tag geworden. Platt, aber zufrieden, sind wir wieder nach Miami gefahren. Wir wollten nochmals zum Ocean Drive und dort in einem der Restaurants etwas essen und das Flair genießen.

Beim Warten auf das Essen hatten wir auch endlich etwas Zeit, die Prospekte durchzusehen, die wir in dem LGBT-Centre eingesammelt haben. Darunter war auch eines über das ‘World Erotic Art Museum’ – ach, das fanden wir doch gleich beide interessant.

Also machten wir uns auch gleich nach dem Essen auf den Weg zur Washington Avenue 1205 – es war sogar zu Fuss zu erreichen, was in den USA ja auch nicht so oft der Fall ist.
Die Ausstellung über Erotik in den verschiedenen Kulturkreisen war enorm. Für 15$ Eintritt sieht man viele Gemälde, Skulpturen und kleine verborgene Schätze. Auch einiges an Gay Art/ Kunst wurde ausgestellt. Das ‘Highlight’ der Ausstellung kam dann zum Schluss – der ‘Giant Penis’. Ein über zweieinhalb Meter hoher Phallus, von dem auch andere schwule Besucher ganz angetan waren!

Nach diesen ‘beeindruckenden’ Erlebnissen ließen wir den Tag bei einem Absacker im Pool unserer Gastgeber ausklingen und gingen früh zu Bett – schließlich stand uns am nächsten Tag eine längere Autofahrt bevor in den Norden Floridas – nach Gainesville.

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